„Hilfe, es gibt so viele Anlagemöglichkeiten – was ist die Richtige für mich“
„Hm, nimm doch mal diesen Fonds – der hat die letzten Jahr 20% gemacht“
Und zack, hast du gekauft ohne wirklich darüber nachzudenken. Ich habe lustigerweise heute mit einem Freund telefoniert, wo es genau darum ging. Allerdings mussten wir uns dabei eingestehen, dass wir beide den totalen Schrott gekauft haben. Wir haben 2004 noch eben schnell eine Lebensversicherung abgeschlossen, damit die Auszahlung steuerfrei ist – weil es da gerade alle gemacht haben.
Und heute? Heute sind wir schlauer und das Produkt war totaler Dreck. 5% Ausgabeaufschlag jeden Monat und eine jährliche Gebühr in ähnlicher Höhe. Wie soll das Ding jemals rentabel sein? Nun denn, wir müssen noch ein wenig warten, aber dann kommen wir aus dem Vertrag raus.
Anlagemöglichkeiten – worauf kommt es am Anfang an?
Gerade Anfänger kennen sich mit der Börse nur sehr begrenzt aus. Entweder verführt die Börse und Geschichten wie aus „Wolf of Wallstreet*“ dazu viel Geld hohem Risiko auszusetzen oder halt das Gegenteil. Dann sind sie ängstlich und trauen sich nicht zu kaufen.
Beides ist okay – und ich habe beides durch. Sowohl habe ich Geld beim CFD-Trading versenkt als auch für 100 Euro Aktien gekauft zu 15 Euro kosten. Die Erfahrung musste ich machen, damit ich mich heute deutlich besser orientieren kann.
Warren Buffett sagte einst: „Investiere nie in etwas, das du nicht verstehst“. CFD-Produkte kann ich dir zwar heute erklären, aber erfolgreich bin ich damit nie geworden. Und bei dem Risiko kannst du auch lieber 100 Euro morgens auf die Straße legen und hoffen, dass sie abends noch da liegen.
Im ersten Moment geht es also vor allem darum, größtmögliche Sicherheit zu erlangen. Und das an der Börse. Ja, das geht, wenn man dazu ein wenig auf die Suche geht.
Achte auf die Kosten – die kosten Rendite!
Hier nehmen wir gerne mein Beispiel. Eine Lebensversicherung, die über den Fonds in Aktien investiert, ist erstmal okay. Ich muss dort aber für jede Monate Einzahlung 5% zahlen. Und zusätzlich zahle ich jährlich auch nochmal 5% an das Management dafür, dass sie den Fonds managen. Die Rendite davon liegt übrigens unter der Marktrendite, was insofern erstmal egal ist, als das die eingezahlten Beträge garantiert sind.
Die Garantie bezieht sich aber auf den Wert nach Kosten. Insofern liege ich am Ende des Jahr bei schon mal mindestens minus 10%. Lassen wir das Marktgeschehen außen vor, aber orientieren wir uns am Mittelwert von 8% im Dow Jones oder dem Dax, dann ist die mathematische Lösung schlecht: Ich mache immer Verlust. Klar, steigt der Dax in einem Jahr um 30%, habe ich theoretisch 20% Gewinn gemacht. Super, aber alle anderen die am Markt direkt investieren haben 30% gemacht.
Insofern geht das erste Augenmerk darauf, dass die Produkte günstig oder sogar kostenlos sein müssen. Kaufst du hier etwas mit langer Laufzeit und hohen Kosten, hast du ein Groschengrab gebuddelt. Das gilt übrigens auch für Broker, bei denen du Aktien kaufst. Bei der ING Diba oder der Commerzbank zahlst meist mindestens 8-10 Euro je Order. Bei Trade Republic ist es 1 Euro und bei DeGiro 2-3 Euro. Das mag bei 3 Käufen nicht ins Gewicht fallen, aber 5 Käufe pro Monat über ein Jahr sind dann schon mal 200-300 Euro Unterschied pro Jahr.
Warum hat ein Tisch vier Beine? Weil er damit sicher steht
Die Aktienquote in Deutschland ist lächerlich gering. Wir liegen je nachdem wie man es rechnet bei 10-15%. In den USA liegt die Quote bei 50-55%, in GB ähnlich hoch und selbst unsere europäischen Nachbarn haben meistens die Nase deutlich vorn. Wir Deutschen sehen in Aktien eher ein großes Risiko und scheuen dies. Dann kommen die alten Geschichten von der T-Aktie und so weiter und so fort.
Und ja, eine Einzelaktie ist ein Risiko. Wenn ich all mein Geld nehme und in eine Aktie stecke ist das ein großes Risiko. Bei zwei Unternehmen ist das Risiko zwar tendenziell kleiner, aber immer noch sehr groß. Was aber passiert, wenn du Fonds, ETFs oder derartige Produkte wählst, die aus 1.000 und mehr Aktien bestehen? Und dann nicht nur Wasserstoff, Cannabis und Online-Casinos, sondern aus SAP, Nestle, Procter&Gamble und allen anderen riesigen Wirtschafts-Schwergewichten?
Deswegen steht der Tisch nämlich sicher: Er steht auf vier Beinen. Schneidest du eines davon ab, steht er wahrscheinlich immer noch. Geht also von 1.000 Unternehmen eines oder zehn pleite, ist das ärgerlich. Aber du hast immernoch 990 Unternehmen, die das auffangen. Dein Risiko sinkt also deutlich.
Der zweite wichtige Punkt ist also das Investment sinnvoll und breit zu streuen, um das Risiko zu minimieren. Klingt irgendwie einleuchtend und logisch – und es ist ein Punkt, der niemals aus den Augen verloren gehen darf.
Der beste Zeitpunkt zum investieren ist IMMER!
Häufig lese ich auf Instagram oder in Foren, ob denn jetzt ein guter Zeitpunkt war um zu investieren. Und dann kommen viele Argumente und Visionen. „Ich glaube es geht dahin“, „nee ich warte noch“, „morgen crasht eh alles“ – vielleicht ist das wahr oder auch nicht. Das Problem: Die Börsen gehen langfristig immer in eine Richtung und diese ist Norden.
Wenn du kurzfristig traden willst, spielt das Markettiming eine Rolle. Speziell als Anfänger solltest du dir den Stress aber gar nicht machen. Ich sehe anders und einfacher: Wenn ich jeden Monat am ersten, fünfzehnten oder wann auch immer kaufe, bekomme ich einen bestimmten Einstandskurs. Damit kaufe ich vergleichsweise teuer, wenn die Börsen hoch stehen. Aber ich kaufe auch günstig, wenn sie runter gehen. Und so sammele ich verschieden viele Anteile in meinem Depot und bekomme einen gemittelten Einstandskurs.

Hier siehst du den Chartverlauf vom DAX30 für das Jahr 2020. Wenn du nun immer am Monatsanfang gekauft hättest, wären das sehr unterschiedliche Kurse gewesen. Während Januar, Februar und Juli bis Oktober eher teurer waren, waren März, April, Mai, Juni und November wieder deutlich günstiger. Schaust du dir aber den Dax seit der Finanzkrise 2008/2009 an, kennt der Chart nur eine Richtung.

Wenn du dir überall die Einstiegspunkte einzeichnen würdest, wärest du heute deutlich im Plus. Und das über die letzten 12-13 Jahre verteilt.
Zwei Anlagemöglichkeiten, die ich damals nutzte
Ich bin damals mit sogenannten ETFs gestartet. Das Kürzel steht für Exchange Traded Funds. Ein ETF bildet damit einen Index wie zum Beispiel den Dow Jones, den SP&500 oder auch den Dax nach. Das heißt die Gesellschaft nimmt dein Geld und das vieler anderer und kauft im gleicher Verhältnis, wie der Index gewichtet ist, Aktien in deren Depot. Steigt der Dow Jones um 10%, steigt der ETF auch ungefähr um 10%.
Da ich Dow Jones oder Dax aber noch recht klein finde, habe ich mich für den MSCI World und MSCI Emerging Markets entschieden. Der MSCI World beinhaltet die größten rund 1.600 Unternehmen der Industrieländer, wohingegen der MSCI EM die größten 1.200 Unternehmen der Entwicklungsländer enthält. Also rund 2.800 Unternehmen im Depot – das ist breit gestreut.
Das bedeutet zwar immer noch, dass die Märkte und dein Depot absacken können. Aber die Volatilität ist deutlich geringer und so wie sich die Weltwirtschaft an den Börsen entwickelt, entwickelt sich auch der ETF. Das war damals für mich ausschlaggebend um eine große Sicherheit zu haben.
ETFs günstig / günstig kaufen
Anteile an einem ETF zu kaufen ist natürlich nicht umsonst. Aber es gibt einige Banken, die hier sehr aktiv sind und immer wieder Angebote haben. So bespare ich seit geraumer Zeit über die Comdirect die ETFs in einer Aktion, wo der Kauf 0 Euro kostet. Ansonsten kostet der Kauf 1,5% vom Wert. Also 1,5% Rendite für mich. Über die Zeit habe ich mir Depot bei drei Anbietern gemacht, die gefühlt immer irgendwas im Angebot haben. Je nachdem wo es gerade am günstigsten ist, lasse ich dort den Sparplan laufen.
Ferner habe ich ETFs ausgesucht, die möglichst geringe laufende Kosten haben. Während Fonds mit einem aktiven Management meist 2%-5% jährliche Kosten haben, liegen ETFs tendenziell eher bei 0,5% bis 1,0%. Also wieder einige Prozente für mich. Zudem gibt es ein spannendes Buch von Gerd Kommer, der wissenschaftlich nachweist, dass es in der Vergangenheit dauerhaft, d.h. über mehr als 15 Jahre, keinem aktiv gemanagtem Fonds gelungen ist die Marktrendite zu schlagen. Also fahre ich mit einem ETF über 15 Jahre auf der Marktperformance und zu günstigeren Kosten.
Eine gute Quelle zur Auswahl der ETFs findet hier: https://www.justetf.com/de-en/
Drei Fliegen mit einer Anlagemöglichkeiten-Klappe
Wir erinnern uns: günstig, breit gestreut und ohne Markettiming! All das kannst du über ein günstiges/kostenloses Depot mit einem ETF-Sparplan haben. Du musst anschließend nur noch massiv Kohle dort reinpumpen. Doch solltest du direkt so starten?
Never!
Fang klein an. Ab 25 Euro kannst du bei vielen schon Anteile von einem ETF kaufen. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie es geht. Auch ich habe damals mit 50 Euro je ETF angefangen und habe mich daran gewöhnt. Mir gefiel hier aber recht schnell, dass ich alles automatisieren kann. Dauerauftrag nach Gehaltseingang zum Depot und dann die Sparpläne zum siebten des Monats ausführen. Alles automatisch, ohne das ich auf etwas achten muss.
Das ist einer der Gründe, warum ich heute hohe drei- und teilweise vierstellige Beträge meiner Sparrate in meine ETFs pumpe. Ich fühle mich dort sehr sicher und möchte die Anlagemöglichkeiten ins ETFs nicht mehr missen. Neben den beiden angesprochenen ETFs bespare ich mittlerweile noch einen weiteren Dividenden-ETF, der eine quartalsweise Auszahlung hat. Ich mag es, dass mir jemand Geld überweist, ohne das ich etwas dafür getan habe. Davon will ich viel mehr haben 🙂